Reise in die Konde-Diözese im August 2011
Schon seit vielen Jahren gibt es die Partnerschaft zwischen der Himmelfahrtsgemeinde Pasing und den drei Gemeinden in den Orten Mbigili, Isange und Mwakaleli im wenig erschlossenen gebirgigen Südwesten Tansanias. Vieles könnte verschiedener nicht sein: Hier ein Stadtteil einer Millionenstadt, selbst schon eine Großstadt mit ICE-Bahnhof, dort drei Dörfer ohne Teerstraße, wo kein regelmäßiges Verkehrsmittel vorbeikommt und auch sonst kaum ein Fahrzeug. Hier von der Zahnbürste bis zum Staubsauger alles elektrifiziert, dort nur in wenigen Häusern Strom, und selbst der geht meist nicht. Hier muss man jedes Ei, das man essen will, im Laden kaufen, und erst recht jede Banane, dort gibts zwar fast keine Läden, dafür wachsen aber die Bananen rund ums Haus, dort wo auch die Hühner sind. Hier riecht es nach Autoabgasen, dort nach den Holzfeuern in den Küchen der Häuser.
Aber alles der Reihe nach: wir sind eine Reisegruppe von vier Personen aus drei Kirchgemeinden im Dekanat München-West, das die Partnerschaft zur Konde-Diözese der Lutherischen Kirche in Tansania unterhält. Die beiden anderen Mitglieder unserer Gruppe haben ihre Partnergemeinden in der Großstadt Mbeya, und wir eben in den drei Dörfern.
Den ersten Teil der Reise machen wir vier gemeinsam: nach Tukuyu, dem Bischofssitz, mehrere Tage nach Itete, wo ein kirchliches Krankenhaus steht und die dortige Kirchgemeinde eine Partnerschaft sucht, zur Internatsschule Manow, und schließlich nach Matema am Njassasee. Dort dürfen wir einen Tag Urlaub am Strand machen, das Baden genießen und die Sonnenaufgänge. Dann gehts in die einzelnen Partnergemeinden. Wir erreichen nach ein paar Stunden Mbigili, wo sich die beiden anderen verabschieden und nach Mbeya weiterfahren. Unsere Übersetzerin, die uns die Himmerfahrtsgemeinde für die neun Tage in den drei Gemeinden besorgt hat, hat sich per Motorradtaxi hierher durchgeschlagen. Ihr Dienst erweist sich dann als sehr hilfreich: sie wird uns überall begleiten und uns so bei vielen Gesprächen helfen, die ohne ihre Hilfe nicht möglich gewesen wären.
In jeder Kirche werden wir mit Chorgesang empfangen. Viele aus der Gemeinde werden uns vorgestellt und auch wir sagen, wer wir sind, überbringen Grüße und bitten darum, dass wir einfach ein paar Tage am Leben der Gemeinde teilnehmen können. Wir sehen uns nicht in „offizieller Mission“; wir besuchen Freunde, auch wenn wir sie erst kennenlernen.
Und so wird das in allen drei Gemeinden den größten Platz einnehmen: mit dem Pfarrer und ein paar Kirchenältesten von Haus zu Haus gehen, wo Christen wohnen. Die Häuser stehen nicht zusammen im Dorf, sondern einzeln jeweils in einem kleinen Feld mit Mais, Kartoffeln, Bananen oder Gemüse. Man bittet uns herein, erzählt uns, wer dort wohnt und wie es ihnen geht, und nach einer Weile brechen wir wieder auf. Einmal beten wir gemeinsam für eine Familie; und von da an tun wir das jedesmal, so wie Jesus das angeregt hat: „Wenn ihr in ein Haus kommt, dann wünscht ihm Frieden.“ Der Pfarrer bittet einfach einen von uns oder aus der Gemeinde zu beten, und der tut es, auf Englisch, wenn er es kann, oder auf Swahili, oder, wenn einer der Fremdsprachen müde ist, auch mal auf Nyakyusa oder auf Deutsch.
Die meisten Häuser sind sehr einfach, ohne Strom und Wasser, oft ohne Fenster und mit nur einem großen Raum. Selten aber fehlt die „gute Stube“: einige breite Sessel für den Besuch, auch wenn sonst nicht viel im Zimmer steht. Ein paarmal treffen wir Witwen an, darunter welche, die für ihre Enkel sorgen und sie zur Schule schicken, wenn die Generation dazwischen an Aids gestorben ist. Den alten, mittlerweile blinden Pfarrer von Mbigili treffen wir in seinem Haus; er ist an allem interessiert und fragt nach Ruth Kannengießer. Eine Frau, die im Frauenkreis mitmacht und schöne Matten flicht wird ebenso besucht wie ein Gemeindemitglied, das uns über Landwirtschaft in Deutschland ausfragt. Wir treffen tüchtige Gärtner ebenso wie alte Menschen, die nichts mehr tun können und auf andere angewiesen sind. Aber eines ist allen gemeinsam: sie freuen sich, dass wir kommen, nehmen uns herzlich bei sich auf und bedanken sich für den Besuch.
Nach jeweils drei Tagen heißt es von einer Gemeinde Abschied zu nehmen. In der kurzen Zeit sind uns die Menschen ans Herz gewachsen. Vielleicht kommt der eine oder andere im Sommer 2013 zum Gegenbesuch aus der Konde-Diözese; dann wollen wir sie auch bei uns aufnehmen, so dass sie nicht nur einer Kirche begegnen, sondern vor allem den Menschen darin.
aus: evangelisch in pasing, Dez. 2011–Febr. 2012, S. 6–8; Fotos: Jutta Knobloch (1), Helmut Richter (5)