Vorträge bei den Münchner Missionstagen 2024

Dialog über die Vielfalt und Kreativität von Kunst und Kultur in Tansania
von Michael Seitz & Dorcas Parsalaw

In einem kurzweiligen Dialog zeigten Frau Parsalaw und Herr Seitz die Vielfalt von Kunst in Tansania.
Dabei wurde klar: Kunst ist  viel mehr als das, was man an den Flughäfen angeboten bekommt. Die Kunst dort ist sehr stereotypisch (wie auf dem Münchner Flughafen auch), aber das ist ebenfalls Kunst und durchaus auch in tansanischen Häusern zu finden.

Doch spiegelt dies nur einen kleinen Teil der Kunst wider. Es gibt viel mehr:

  • Im Nafasi Art Space in Daressalam (siehe https://www.nafasiartspace.org/) gibt es Ateliers für Künstler aller Art. Dort finden auch Maler mit verschiedensten Stilrichtungen (nicht nur Tingatinga) Raum.
  • Es gibt nicht nur Konde-Schnitzerei sondern z.B. auch Skulpturen aus Metall, teilweise sogar in den Straßen der Metropole.
  • Die Musik ist sehr vielfältig, z.B. traditionell mit Singen und Trommeln oder modern mit E-Piano – beides gehört zu Tansania.
  • In der Musikerszene bildeten sich verschiedenste Stile heraus, z.B. Bongo, auch mit Konzerten in Europa.
  • In der tansanischen Kultur ist das Erzählen stark betont, aber selbstverständlich gibt es auch Literatur. In der Schule gehören Pflichtlektüre und Gedichtinterpretation mit zum Stundenplan.
  • Es gibt auch eine Film- und Video-Industrie, zum einen für die vielen Clips, die in jedem Bus laufen, zum anderen mit Filmemacher von Rang und Namen wie Amil Shivji (siehe https://en.wikipedia.org/wiki/Amil_Shivji)
  • Mit Cartoons wird gerne die politische Situation beleuchtet. Künstler haben hier zum Teil mehr Spielraum für Kritik am Staat als die Medien.

In großen Festivals kommt die Kunst zur Schau, z.B. beim Filmfestival oder dem Musikfestival auf Sansibar.

Selbst im Alltag findet man Kunst:

  • Frisuren: Frauen gehen gerne zum Frisör und lassen dort alle paar Monate was völlig neues machen. Selbst wenn mehrere Frisösen gleichzeitig daran arbeiten, kann das 2 Stunden und länger dauern.
  • Henna-Malerei auf der Haut: Hier wird der Körper zum Ort der Kunst. Für Hochzeiten ein Muss.
     

Vortrag Malerei in Tansania: Auf ewig Tingatinga?
von Fritz Gleiß

In einem eindrucksvollen Vortrag stellte Herr Gleiß die moderne tansanische Malerei mit vielen Bildern vor. Hier wurde deutlich, dass Tingatinga nur ein kleiner Teil der tansanischen Kunst ist, vielmehr werden die verschiedensten Stilrichtungen praktiziert – vom Realismus bis zur Abstrakten Malerei.

Bekannt ist vor allem die Tingatinga-Malerei. Diese hat ihren Ursprung in den 1960er Jahren durch den Künstler Tingatinga.
Heute gibt es zahlreiche Schüler, die diese Stilrichtung aufgegriffen und diversifiziert haben. In eigenen Kooperativen wird dieser Stil gepflegt.
Man findet aber auch zahlreiche weniger wertvolle Kopien für den Touristenmarkt. Es gibt also neben hochwertigen Bildern auch viel billige Massenware.

Tingatinga-Malerei ist auch im Internet dominierend, aber eben nur ein kleiner Ausschnitt der gesamten Kunstszene. Einen kleinen Einblick in die große Breite gibt die Galerie https://tanzaniart.de/Gallery/. (Hinweis: Es dauert ein bisschen, bis die Bilder geladen sind und die Seite vollständig angezeigt wird)

Wie fast überall auf der Welt ist es für Maler nicht einfach, damit den Lebensunterhalt zu verdienen. Tansanische Künstler sind stark auf ausländische Käufer angewiesen.
 

Vortrag Tanz und Kirchenmusik in der tansanischen Gesellschaft   
von John Gambula

Herr Gambula zeigte Beispiele aus traditionellen Tänzen und führte diese eindruckvoll vor. Dabei erklärte er deren Herkunft und die Veränderungen in der Moderne.

Tänze haben eine lange Tradition in Tansania. Jede Ethnie hat hier ihre eigenen Formen. Typisch ist dabei die Aufnahme von Elementen aus dem täglichen Leben, z.B. eine stilisierte Form der Feldarbeit im Tanz. So vermengen sich Tanz und Alltag, so kann praktisch jeder ohne Unterricht auch tanzen.
Zu großen Feierlichkeiten kommen (gegen Bezahlung) Musiker, die Tänzer sind vom Ort und schnell gesellen sich alle Bewohner des Dorfes dazu.

In der Kolonialzeit kamen mit der Militärmusik neue Elemente hinzu. In der sozialistischen Zeit drückte die Kunst auch im Tanz den Ujamaa-Gedanken aus.
In der jetzigen Zeit des Kapitalismus ist die Kunst auf den Markt ausgerichtet. Durch die internationalen Begegnungen vermischen sich die Kunststile, wobei tansanische Gruppen gerne traditionelle Elemente mit einflechten. Typisch ist z.B. die Vermengung von Akrobatik, Schauspiel und Tanz.