50 Jahre Partnerschaft mit Tansania im Dekanatsbezirk München
ein Bericht aus der Vaterunserkirche in München-Oberföhring (Prodekanatsbezirk München-Ost)
Wie alles in den 1970er Jahren begann
Alles begann im Frühjahr/Sommer 1970. Pfarrer Paul Gerhard Diez traf auf Pfarrer Waldemar Fischer, der für das Missionswerk der bayerischen Landeskirche in der luth. Kirche in Südtansania in Njombe arbeitete. Bei Mitarbeitertagen der Vaterunserkirche wurden die Gemeindeglieder auf das Thema „Mission“ eingestimmt. Bei einem Besuch von Pfarrer Diez in Tansania traf er auf den dortigen Pfarrer Aaron Mgovano und sie begründeten mit engagierten Gemeindegliedern die Partnerschaft zwischen den Kirchengemeinden.
1970 war Makambako noch ein kleines Dorf mit einer Lehmkirche. Es entstand die Idee für einen Kirchenbau in Makambako. Architekt Fritz Vocke, Kirchenvorsteher der Vaterunsergemeinde, entwarf einen Plan für den Kirchbau und der Münchner Künstler Rolf Nida-Rümelin gestaltete ein vergoldetes Kreuz und einen Hahn für das Kirchendach. Fritz Vocke konnte bei einer Reise nach Tansania/Makambako die Gemeinde 1971 besuchen und die fertige Kirche 1973 begutachten.
Dies war der Beginn für eine Vielzahl von Gemeindepartnerschaften im Dekanatsbezirk München und im Süden Tansanias. Die Kirchengemeinden in München und in Tansania wuchsen und die Strukturen in München und Makambako/Tansania wurden angepasst: Der Prodekanatsbezirk München-Ost wurde geteilt in München-Ost und München-Südost. In der Süddiözese von Tansania wurde der Dekanatsbezirk Makambako geteilt in Makambako und Ilembula.
Es entstand ein reger Transport von Hilfsgütern, anfangs mit gebrauchter Kleidung und Stoffen per Postpakete durch die Vaterunserkirche in Oberföhring und weitere Kirchengemeinden, später auch in Containern nach Tansania/Makambako gemeinsam mit den weiteren Partnergemeinden. Es wurden gebrauchte praktische Dinge wie Nähmaschinen, Fahrräder, Werkzeuge, Nähzeug und medizinisches Gerät (Rollstühle, Krücken, Brillen,..) geschickt.
Die 1980er Jahre bis 2000
Projekte und Begegnungen tragen seitdem die Partnerschaft sowie gemeinsame Jugendbegegnungen mit anderen Partnergemeinden. An verschiedenen Orten in Südtansania wurden Solarprojekte, Schulprojekte z.B. für Waisenkinder, Gesundheitsprojekte gegen Aids und Malaria, Werkzeugprojekte zur Beruflichen Bildung, Werkstätten z.B. in Makambako, Emmaberg und in Ilembula gefördert.
In den Partnergemeinden werden seitdem Gottesdienste gefeiert und Spenden für die Projekte gesammelt.
Ab 2000 bis heute
Beim Partnerschaftsbesuch im Jahr 2001 wurde im Beisein von Altdekan Mgovano auf dem Kirchplatz in Makambako ein Baum gepflanzt, der als Zeichen der Bekräftigung unserer Partnerschaft inzwischen stattlich gewachsen ist.
Zuletzt gab es einen Besuch aus Makambako durch den ehem. Dekan Wallace Lupenza.
Standen anfangs viele Mitarbeitende in der Vaterunsergemeinde zur Verfügung um Textilien zu sortieren und brauchbare Kleidung zu verpacken und zu versenden, so ist heute für das Beschaffen, Kennzeichnen (für den Zoll und für die dortigen Partnergemeinden), Verpacken und Transportieren der Gegenstände zum Container ein kleines Team beschäftigt. Auch die katholischen Nachbargemeinden tragen durch Güterspenden bei: Gelebte Ökumene.
So wurden vom Prodekanatsbezirk München-Ost/-Südost seit 1990 über 72 Container nach Tansania verschickt, meist zwei Container pro Jahr! In einem Jahr allein konnten von der Vaterunsergemeinde über 40 manuelle Nähmaschinen verschickt werden. Letztens hat die Vaterunsergemeinde 6,5 Kubikmeter Güter gesammelt, davon 19 Fahrräder. Dies ist unser Beitrag zur Mobilität und Beschäftigung in Südtansania als Hilfe zur Selbsthilfe…
Dazu kommen die o.g. Projekte sowie aktuell die Fitting School in Ilembula.
Inzwischen ist Makambako zu einer größeren Stadt herangewachsen und zählt etwa 100.000 Einwohner, für die eine neue lutherische Kirche für ca. 3000 Besucher im Bau ist.
Wir tauschen uns mit unseren Partnern so oft wie möglich aus. Wurden früher Briefe auf dem Postwege transportiert, gelegentlich Telefonate geführt, so wird heute v.a. per Mail und WhatsApp kommuniziert.
Dabei wollen wir weiter für unsere Ziele eintreten für mehr Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung, ausgehend vom Gedanken unserer Gründer: Sich Begegnen auf Augenhöhe, Miteinander gehen „side by side“ und Hinkommen zu einem Wir–Gefühl mit entsprechendem Handeln in unserer einen Welt. Dazu erbitten wir Gottes Segen.
Heinz Lachmann
Die Partnerschaft der evanglisch-lutherischen Dekanate München Ost / Südost mit Makambako / Ilembula, Tansania lebt aus:
- den Begegnungen der Partner
- Treffen der Beauftragten für Partnerschaft, Entwicklung und Mission (PEM)
- gemeinsamen Projekten
"Wenn Sie eine Idee davon bekommen wollen, wie Arme leben,
dann stellen Sie sich vor, Sie hätten für fast den gesamten täglichen Bedarf (ohne Miete) nicht mehr als 99 US-Cent am Tag zur Verfügung.
Das ist nicht leicht, in Indien bekommen Sie dafür etwa 15 kleine Bananen oder drei Pfund Reis minderer Qualität.
Kann man davon leben?
Im Jahr 2005 taten dies weltweit etwa 865 Millionen Menschen, 13 Prozent der Weltbevölkerung.
Das Verblüffende ist, dass selbst Menschen, die so arm sind, uns in fast allem gleichen.
Wir haben dieselben Wünsche und Schwächen; die Armen sind nicht weniger rational als andere, ganz im Gegenteil.
Eben weil sie so wenig haben, denken sie oft viel sorgfältiger nach, bevor sie sich für etwas entscheiden: Sie müssen höchst wirtschaftlich denken, um zu überleben.
Und doch sind unsere Leben völlig unterschieden.
Das hat viel mit dem zu tun, was wir in unserem eigenen Leben für selbstverständlich halten, ohne groß darüber nachzudenken.
Wenn Sie mit 99 US-Cent am Tag auskommen müssen, heißt das, dass Sie nur sehr eingeschränkten Zugang zu Information haben, denn Zeitungen, Fernseher, Bücher kosten Geld.
Das heißt, von vielem, was für den Rest der Welt Allgemeinwissen ist, haben Sie noch nie gehört, etwa dass eine Impfung Ihr Kind vor Masern schützen kann.
Es heißt auch, in einer Welt zu leben, deren Institutionen nicht für jemanden wie Sie gemacht sind.
Die meisten armen Menschen beziehen keinen Lohn, geschweige denn, dass sie eine Rentenversicherung hätten, in die automatisch ein Teil davon fließt.
Es bedeutet, Entscheidungen über Dinge zu treffen, die mit einer Menge Kleingedrucktem einhergehen, obwohl Sie noch nicht einmal das Großgedruckte richtig lesen können.
Was macht jemand, der die Produktinformation einer Krankenversicherung nicht lesen kann, die eine ganze Reihe von Krankheiten mit unaussprechlichen Namen ausschließt?
Es bedeutet, wählen zu gehen, obwohl Sie von Ihrem politischen System nicht mehr mitbekommen als nicht eingelöste Wahlversprechen,
und es bedeutet, kein Geld zurücklegen zu können, weil die Bank aus Ihren Ersparnissen nicht einmal genug erwirtschaftet, um die entstehenden Verwaltungskosten zu decken.
Und so weiter.
Das Beste aus sich zu machen und für die Familie Vorsorge zu treffen, verlangt armen Menschen also viel, viel mehr Erfindungsgeist, Willenskraft und Einsatz ab. Umgekehrt sind es die kleinen Geldbeträge, die kleinen Hindernisse, die kleinen Fehler, über die die meisten von uns locker hinweggehen, die den Armen das Leben schwer machen.
Es ist nicht leicht, der Armut zu entrinnen,
aber das Gefühl, es schaffen zu können, und gezielte kleine Hilfen (etwas Information, ein leichter Anstoß) sind manchmal überraschend wirkungsvoll.
Andererseites bringen zu hoch gesteckte Erwartungen, fehlende Zuversicht und kleinere Hürden manchmal alles zum Scheitern."
aus: Poor Economics: Plädoyer für ein neues Verständis von Armut, Banerjee, Abhihit und Dulfo Esther
Im Prodekanat München Ost haben die folgenden Gemeinden Partnerschaften zu Gemeinden in Tansania:
Cantatekirche Kirchheim | Igongolo |
Christophoruskirche Zorneding | Makoga |
Dreieinigkeitskirche Bogenhausen | Chalowe |
Kirchengemeinde Feldkirchen | Igongolo |
Friedenskirche Trudering | Kidziwa |
Gabriel- und Rafaelkirche in Ismaning / Unterföhring | Kitandililo |
Immanuel-Nazarethkirche Denning / Bogenhausen | Kijombe und Mambegu |
Ilembula, Iyayi und Kanamalenga | |
Petrikirche Baldham | Usuka |
Vaterunserkirche Oberföhring | Makambako |
traditionell assoziiert sind die Philippus- und Christuskirche in Markt Schwaben/Poing, die zum Dekanat Freising gehören. | Palangavanu |
Im Prodekanat München Südost haben die folgenden Gemeinden Partnerschaften zu Gemeinden in Tansania:
Gustav-Adolf-Kirche Ramersdorf | Mtwango |
Heilandskirche Unterhaching | Wanging’ombe |
Jerusalemkirche Taufkirchen | Ikelu |
Jesajakirche Fasangarten | Mavande |
Jubilatekirche Waldperlach | Saja |
Kreuz Christi Kirche Höhenkirchen | Uhambule |
Michaelskirche Ottobrunn | Uhambule und Mjimwema |
Zum Guten Hirten Oberhaching | Ikwete |
Die 20 Partnerschaftsgemeinden München-Ost / Südost haben als ihre Vertretung am 22. März 2019 einen Partnerschaftsausschuss gewählt.
Die Mitglieder sind:
- Angelika Dörr, Dekanatsbeauftragte (Kreuz-Christi-Kirche Höhenkirchen)
- Stephan Fluhrer (Zum Guten Hirten Oberhaching)
- Diakon i. R. Rudolf Forstmeier (kommissarisch)
- Heinz Lachmann (Vaterunserkirche Oberföhring)
- Crystine Lechner (Cantate Kirche Kirchheim)
- Pfarrer Fabian Ludwig, Dekanats-Missionspfarrer (Heilandskirche Unterhaching)
- Christian Pesth, Dekanatsbeauftragter (Gustav-Adolf-Kirche Ramersdorf)
- Stephan Raabe (Christophoruskirche Zorneding)
- Ulrich Werwigk, Dekanatsbeauftragter und Schatzmeister (Zum Guten Hirten Oberhaching)
Einen gemeinsamen Namen mit unseren tansanischen Partnern hat dieser Ausschuss auch:
MESE-MAIL für Munich-East /SouthEast, MAkambako, Ilembula
Und damit die einzelnen Gemeinden geografisch zugeordnet werden können, gibt es hier auch eine Landkarte: